Brennpunkt KiTa: Burnout vorprogrammiert?
Wir alle kennen es, der Tag war laut, anstrengend, herausfordern. Ein Kind hat mal wieder gebissen, zwei andere haben geschubst, eine Kolleg*in war krank, die andere auf Fortbildung. Unterbesetzt, unterbezahlt, überbelastet. Warum wir wirklich in neue Fachkräfte und bessere Personalschlüssel investieren müssen.
Die Work-Life-Balance ist gerade im Kita-Alltag eine große Herausforderung. Du kennst das sicher: Hohe Lautstärke, wenig Personal und die Anforderungen an eine bedürfnisorientierte Betreuung können schnell an die Nerven gehen. Erzieher*innen leisten täglich Großartiges, stehen jedoch oft unter immensem Druck. Ein weiterer Punkt ist die Lohngestaltung, die nicht den Wert widerspiegelt, den diese Berufsgruppe für unsere Gesellschaft hat. Alle Erzieher*innen kämpfen mit unzureichenden Rahmenbedingungen, was den Fachkräftemangel verschärft. Es ist wichtig, dass wir gemeinsam für bessere Arbeitsbedingungen und faire Löhne eintreten, damit diese wertvollen Fachkräfte in der Kita bleiben. Lass uns die Stimme für eine positive Veränderung erheben und die Bedeutung der frühkindlichen Bildung in den Fokus rücken!
Work-Life-Balance für Erzieher*innen – geht das überhaupt?
Lange Tage, lautes Kindergeschrei, ein Job, der Herz und Seele fordert und trotzdem oft nicht genug wertgeschätzt wird. Klingt bekannt? Lasst uns mal ganz offen über unseren Alltag sprechen. Ich hab’s selbst durch Schmerzen gelernt. Eine gute Work-Life-Balance ist wichtig, die psychische und physische Gesundheit hat absolute Priorität und niemand, kann genug Geld dafür bezahlen, dass ich mich kaputt arbeite. Mach ich nicht. Basta.
Inzwischen Arbeite ich in einem Elternverein, ich nehme in Kauf, dass Tariferhöhungen und Verbesserungen ein Jahr später greifen. Ich verzichte aufs Job-Rad, das Job-Ticket, Firmenfitness oder gar einen Firmenwagen, wie in so mancher Zeitarbeitsfirma üblich. In meiner Gruppe sind 8 Kinder und meist mindestens 3 bis 5 Erwachsene, darunter meist zwei Erzieher*innen, eine auszubildende Person oder Praktis sowie eine FSJ Kraft. Der absolute Luxus!
Dennoch sind auch meine Tage lang, laut und oft kräftezehrend, weil kleine Kinder nun mal die volle Aufmerksamkeit brauchen, sie haben ein Recht darauf gesehen zu werden, angenommen zu werden wie sie sind und lernen zu dürfen. Lernen funktioniert nur, wenn das Hirn nicht damit beschäftigt ist, permanent Stress-Hormone durch den Körper zu jagen. Sonst nicht.
Eine sichere Basis muss her, aus der heraus das Kind in die Exploration gehen kann und ich muss dafür sorgen, dass alle Kinder sich sicher, gesehen und angenommen fühlen. Meine anwesenden Kolleg*innen gleichermaßen. Das erfordert einfach psychische und auch physische Stärke.
Was also tun, für die Berühmte Work-Life-Balance?
Bei so viel Stress und Belastung stellt sich die Frage: Wie soll man da noch eine gute Work-Life-Balance hinbekommen? Viele von uns schleppen Arbeit mit nach Hause, sind abends erschöpft und haben kaum Zeit für sich selbst und ihre Familien. Ich habe festgestellt, die folgenden beiden Punkte helfen mir enorm damit, einen gesunden Umgang zu finden. Priorisierung und Perspektive.
Priorisierung: Feier wie ich, die kleinen Dinge im Leben. Gönne dir ein festes Ritual am Tag. Probiere ein neues Rezept aus und tanze zu lauter Musik in der Küche, gönn dir ein Workout oder ein heißes Bad, lese neue Fachartikel und Bücher oder Tagträume aktiv für ne halbe Stunde. Alles Dinge, die einer Seele gut tun. Kostet dich ganze 15-60 Minuten, je nach Ausdauer und Laune. Finde einfach etwas, das dir Spaß macht. Wenn’s gut läuft, hast du dabei sogar die Chance was zu Lernen oder eine Idee zu Entwickeln, die dich weiter bringt.
Perspektive: Verändere deine Einstellung zum Thema „Arbeiten“. Klingt jetzt vielleicht drastisch, aber das Leben ist Arbeit. Finde dich damit ab. Entscheide einfach, womit du deine Zeit verbringen möchtest und tue dies. Arbeite, an dir, deiner Vision, deinem Haus, deinem Umfeld, deinen Beziehungen, deinem Garten, deiner Ordnung… Arbeite an dem, was dir wichtig ist. Es ist schließlich deine Zeit.
Wir kennen die Sprüche alle „Choose your hard.“ – „Use it or lose it!“ – „love it, change it, or leave it.“ – die Liste ist lang – und wenn wir ehrlich sind, wissen wir an allen ist was dran. Ich bin seit über 10 Jahren in der frühkindlichen Bildung unterwegs, ich habe unzählige Fortbildungen besucht, und noch viel mehr Karten mit motivierenden, lustigen, weniger lustigen, provokativen und manchmal auch dämlichen Sprüchen gehen. Dennoch kenne ich keinen Spruch der empfiehlt, sich einfach den ganzen Tag hinzulegen und nichts zu tun. Du?
Der Kita-Alltag: Ein Balanceakt
Unser Job ist unglaublich erfüllend. Jeden Tag erleben wir die kleinen Wunder der kindlichen Entwicklung, wir begleiten die Kleinen auf ihren ersten großen Abenteuern. Aber neben all den schönen Momenten gibt es auch die Schattenseiten.
Lautstärke: Ständig umringt von kleinen Stimmen, die manchmal mehr schreien als sprechen. Das kann ganz schön an die Nerven gehen.
Mangelndes Personal: Zu wenige qualifizierte Fachkräfte für zu viele Kinder – das kennen wir alle. Die Folge: weniger Zeit für jedes einzelne Kind, mehr Stress und eine höhere Belastung.
Der eigene Anspruch: Wir wollen jedes Bedürfnis sehen, jedem Kind gerecht werden. Aber das ist oft gar nicht so einfach im Trouble des alltäglichen Wahnsinns und unter den gegebenen Rahmenbedingungen.
Lohngestaltung: Ein Schlag ins Gesicht
Und dann ist da noch das Thema Gehalt. Pädagogische Fachkräfte leisten unglaublich wichtige Arbeit, aber die Anerkennung in Form von angemessener Bezahlung fehlt oft. Das ist nicht nur unfair, sondern führt auch zu einem massiven Fachkräftemangel. Das Gehalt ist doch gar nicht mehr so schlecht? Ach echt? Dank Inflation sagt mein Kontostand was anderes! Und ich möchte gar nicht erst mit dem Vergleich von Manager-Gehältern sprechen. Lassen wir das, das ist nicht gut für meinen Blutdruck.
Warum fehlt es an Erzieher:innen?
Geringes Gehalt: Wer soll bei den aktuellen Löhnen noch Erzieher*in werden?
Hohe Belastung: Der Job ist körperlich und psychisch anstrengend.
Wenig Anerkennung: Oft wird die Bedeutung unseres Berufs unterschätzt.
Bürokratie: Viel Zeit geht für Verwaltungsaufgaben drauf, die eigentlich für die pädagogische Arbeit fehlen.
Katastrophale Rahmenbedingungen: Mangelndes Personal, zu kleiner Personalschlüssel, ständig wegfallende Vorbereitungszeiten, fehlende Freistellung für Leitungen kleinerer Kitas usw. die Liste ist lang.
Nicht jede Person ist dafür geeignet: Ernsthaft, es gibt pädagogische Fachkräfte, die einfach in einem anderen Berufsfeld wirken sollten. Unser Job ist Herausfordernd, physisch und psychisch. Wer nicht genug Geduld hat, sich über kindliches Verhalten aufregt oder sich ständig vor Kindern daneben benimmt, sollte sich nach was anderem umsehen.
Was können wir tun?
Offen über unsere Probleme sprechen: Nur wenn wir Missstände unserer Arbeitsbedingungen ansprechen, können sich die Dinge ändern. Organisiere dich in Verbänden, Gewerkschaften, Vereinen – geh mit auf die nächste Demo!
Uns gegenseitig unterstützen: Wir sind nicht allein! Tauschen wir uns aus, helfen wir uns gegenseitig. Bildet Banden!
Für bessere Arbeitsbedingungen kämpfen: Setzen wir uns gemeinsam für höhere Löhne, kleinere Gruppen und mehr Anerkennung ein. Tretet Gewerkschaften bei, organisiert euch!
Auf uns selbst achten: Auch wenn es schwerfällt: Nehmen wir uns Zeit für uns, für unsere Hobbys und für Entspannung. Unterschätzt es nicht, selbst kleine Rituale, wie kurze Spaziergänge oder Tanzen gehen erhalten einfach den Spaß am Leben!
Wir sind die Experten für frühkindliche Bildung, wir vermitteln Lebensfreude und Spaß am Lernen! Und wir verdienen Respekt und entsprechende finanzielle Anerkennung für unsere Arbeit!
